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Keine Zeit für P-Patienten?

Da reiben wir uns wieder einmal die Augen: Nach einer aktuellen Studie der BKK erscheint jeder vierte (!) Patient ohne Termin bei seinem Arzt.
39% der Patienten ohne Termin kommen mit akuten Beschwerden – und immerhin 16 % aller Patienten kommen sowohl ohne Termin, als auch ohne akute Beschwerden in die Sprechstunde; weil es gerade zeitlich paßte, sie in der Nähe waren etc.
PKV Patienten sind mit nur 19% der Patienten, die ohne Termin erscheinen, unterdurchschnittlich repräsentiert. Den weitaus größeren Teil unangemeldeter Patienten stellen GKV Patienten.

Angesichts der Tatsache, daß ein wirtschaftlich erfolgreicher, und damit auch entsprechend organisatorisch professioneller Praxisbetrieb immer wichtiger wird, kann dieser Zustand niemanden befriedigen – auch wenn sich die Situation in der eigenen Praxis vielleicht weniger dramatisch darstellt. Der gern reklamierte „Zeitmangel“ für die Beratung sowohl von PKV Patienten, als auch von zuzahlungsbereiten Kassenpatienten hat hier eine seiner wesentlichen Ursachen.

„Zeit“, so eine alte Weisheit aus den Anfängen des Zeitmanagement, ist jedoch nur ein anderes Wort für „Priorität“. Wenn die Beratung zuzahlungsfähiger und zuzahlungswilliger Patienten in Ihrer Praxis also keine Priorität genießt, dann ist es höchste Zeit, dies zu ändern.

Es ist zu bedenken, daß keine andere Berufsgruppe sich von ihren Kunden, Mandanten etc. derartig massiv in den geplanten Tagesablauf eingreifen läßt, wie dies die ärztliche Berufsgruppe vielerorts immer noch tut. Selbst Patienten mit akuten Beschwerden (die eine Minderheit innerhalb der Gruppe nicht terminierter Patienten darstellen), können bei entsprechender Organisationsstruktur der Praxis in ein Zeitfenster für Schmerz- oder Akutbehandlungen kanalisiert werden, das zwei Mal pro Tag terminiert ist, um dem Sicherstellungsauftrag gerecht zu werden. Hierbei ist zu beachten:

  • Auch Akutpatienten melden sich vorher telefonisch an; wer so schwer verletzt ist, daß er kein Telefon mehr bedienen kann, wird in Deutschland ohnehin per RTW in das nächste Krankenhaus verbracht!
  • Teilen Sie die Änderung in Ihrem Bestellsystem allen Patienten, die innerhalb der letzten zwei Jahre in Ihrer Praxis aktiv waren, schriftlich mit und bitten Sie um Unterstützung bei der Einhaltung der Voranmeldung zur Schmerzsprechstunde und der regulären Termine – durchaus auch verbunden mit dem Hinweis, daß dadurch auch der an den jeweiligen Patienten vergebene Termin während der regulären Sprechstunde pünktlich eingehalten werden kann
  • Handhaben Sie die Regelung der Voranmeldung zur Schmerzsprechstunde OHNE jede Ausnahme sowohl für GKV, als auch für PKV Patienten; vergeben Sie jedoch zeitnahe Schmerztermine für Ihre A-Patienten (Dies sind in der Regel P-Patienten oder zuzahlungsbereite Kassenpatienten). Und wenn Sie dann in wenigen Ausnahmefällen pro Jahr für einen A-Patienten Ihre Mittagspause kürzen, wird Ihnen dies sicher nicht zum Nachteil gereichen
  • A-Patienten gleich welcher Versicherungsform haben erfahrungsgemäß mit dieser Regelung keine Schwierigkeiten – Sie können u.a. auch deshalb A-Patienten sein, weil sie ihr Leben so organisiert haben, wie Sie vielleicht demnächst Ihre Praxis – nicht zuletzt deshalb sind diese Menschen wirtschaftlich erfolgreich
  • Überprüfen Sie bei jedem Patienten, der mit dieser Regelung nicht einverstanden ist, zu welcher Patientenkategorie er aus Sicht Ihrer Praxis zählt. Ich habe selten Praxen erlebt, die zu viele A-Patienten hatten. Eine alte Weisheit sagt, daß man in ein volles Glas nichts mehr nachgießen kann. Wenn Sie also in Zukunft mehr A-Patienten haben wollen, dann empfiehlt sich die Überlegung, ob der jeweilige Protest Patient nicht vielleicht vom Behandlungsansatz und der Organisationsstruktur in einer anderen Praxis besser aufgehoben ist.

Bedenken Sie bitte zum Schluß: Jede Minute Wartezeit für einen A-Patienten, die durch schlechte Organisation und „Notfälle“ verursacht ist, kann dazu führen, daß dieser Patient sich fragt, ob er nicht in einer anderen Praxis besser aufgehoben ist. „Zeit“ stellt für diese Patienten immer eine kritische Ressource dar – und niemand aus dieser Gruppe möchte ein so wertvolles Gut mit der Lektüre veralteter Zeitungen oder dem Studium Ihrer Fortbildungsnachweise im Wartezimmer verbringen.

Am wichtigsten aber ist: Genießen Sie den ruhigeren Praxisablauf und nutzen Sie die frei werdenden Zeitfenster zu einer systematischen und intensiven Beratung Ihrer A- bzw. P-Patienten.


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